Die Belsize Square Synagogue, einst von deutschen Juden gegründet, gilt wegen ihres Lewandowsky-Ritus als "kleine Schwester" der Berliner Synagoge in der Pestalozzistraße.
An diesem Freitagabend feiert die Synagogengemeinde Belsize Square ihr 75. Jubiläum. Aus der Empore blickt man hinunter auf die Bimah aus hellem Holz und auf die himmelblaue Decke, von der kleine Lämpchen den Thoraschrank beleuchten, der mit jüdischen Symbolen und Olivenzweigen verziert ist. Diese Londoner Synagoge erinnert an ihre Wurzeln – und die liegen in Deutschland. In einem Glasschrank bewahrt sie die berühmte Alexander-Thorarolle auf, die aus Berlin stammt. Hier sind auch farbige Glasscherben aus der Synagoge der Oranienburgerstrasse, unter den deutschen Worten "Vergesst es nie" zur Schau gestellt.
Als Magnus Davidsohn, der erste Kantor der Neuen Synagoge Fasanenstraße in Berlin 1939 nach London floh, nahm er die Noten des jüdischen Komponisten Louis Lewandowski mit, die er aus dem abgebrannten Berliner Gotteshaus gerettet hatte. Für gleichgesinnte deutsch-jüdische Flüchtlinge gründete er im Frühling 1939 zusammen mit dem Frankfurter Rabbiner Georg Salzberger in London eine neue liberale Gemeinde - in einer Privatwohnung. Zu diesem Stadthaus, heute renoviert und in einer großbürgerlichen Gegend liegend, führt Gemeindemitglied Antony Godfrey. Er ist Autor einer umfangreichen Studie über die Geschichte dieser Synagoge.